Mittel- und Süddeutschland. Gegen den Wesertunnel - Symbol für den europaweiten Transitwahn -, der laut offiziellen Verlautbarungen ein "rein regionales Projekt" darstellt, hat sich der Widerstand formiert. "Schön grün und ganz schön weit" ist die Region im Norden Deutschlands, die sich unterhalb Bremens an den Ufern der Unterweser erstreckt. Die Wesermarsch im Westen, das Elbe-Weser-Dreieck im Osten, zählt sie zu den "schönsten" in Deutschland.
von Rüdiger Wohlers Bundesvorsitzender des VCD - Verkehrsclub Deutschland - Verkehrsreferent des Naturschutzbundes (NASV) in Niedersachsen*
Das kann sich jedoch bald ändern - nämlich dann, wenn die Pläne Wirklichkeit werden, die der aktuellen
Bundeswegeplan (BVWP) asphaltene Realität erlangen sollte. Darin ist der Bau eines riesigen Tunnels unter der
Weser vorgesehen, der kurioserweise in nächster Nähe - nur wenige hundert Meter entfernt - zum AKW
Esensham wieder zum Vorschein kommen soll. Offiziell vorgesehene Baukosten: DM 550 Mio. Die
bundesdeutschen und niedersächsische Politik begründet den angeblichen "Bedarf" dieses "Strassenmonsters"
(wie es Umweltverbände nennen), mit "strukturellen Vorteilen" für die Region und betont den "rein regionalen
Charakter" des Projektes.
Das können die Umweltverbände mit engagierten BürgerInnen, die sich im "Arbeitskreis gegen den
Wesertunnel" zusammengefunden haben, nicht glauben. Sie befürchten, dass es bei der "regionalen Lösung"
nicht bleiben wird: Warum sollte ein derartig hoher finanzieller Aufwand für eine "regionale" Verbindung
betrieben werden? Warum, fragen sie, sollen die bewährten Fähren teilweise eingestellt werden?
Und die grösste Befürchtung geht noch weiter, denn es könnt sein, dass die bereits in den 70er Jahren geplante,
dann "offiziell zurückgezogene" grosse Küstenautobahn "wiederauferstehen" könnte - als Transitpiste mit dem
"Rückgrat Wesertunnel". Denn: Um Hamburg ist eine neue Autobahnumfahrung geplant, desweiteren soll eine
feste Querung über den Fehmansbelt den Autoweg nach Norden bahnen, die dann ihrerseits ihre Fortsetzung in
der geplanten Ösesundbrück zwischen Dänemark und Schweden finden würde; und nach Osten soll die
verheerende "Ostseeautobahn" von Lübeck durch Grafswald entstehen. Den Blick nach Westen richtend, sieht
es nicht viel anders aus: Westlich von Oldenburg ist ein Autobahnanschluss - inklusive Emstunnel - bereits
vorhanden. Er sichert den Zugang zum Benelux. Und da soll ausgerechnet der Wesertunnel mit irrsinnigen
Baukosten nur "rein regional" sein?! Die Befürchtungen gehen aber noch weiter, ist doch bekannt, dass in
Schweden und Finnland von Lastwagen-Lobbies längst die EU-weite Zulassung von 60-Tönnern gefordert
wird - um grössere Mengen Holz, Zellstoff und Papier quer durch Europa zu karren. Dies bedeutet: der Druck
des EU-Transitwahns wird weiter steigen, auch in Norddeutschland - und die PolitikerInnen leisten ihm
willfährig Vorschub.
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