Die europäische Geschichte seit der französischen Revolution kann auch als die Geschichte des Kampfes der Oberschichten gegen die Demokratie gelesen werden, wobei die EU-Integration als der letzte Schachzug in dieser Auseinandersetzung zu betrachten ist. Jeder dieser Angriffe endete im Desaster (Weltkriege!). Totalitäre Angriffe sind nicht mehr in Mode und wären in einer komplexen Gesellschaft auch wirtschaftlich kontra-produktiv. Erfolgversprechender ist die schleichende Entdemokratisierung durch die fortlaufende Entmachtung der Parlamente mittels Verschiebung von Kompetenzen nach Brüssel. Dort kann man dann hinter verschlossenen Türen die wichtigen Dinge managen, während die Parlamente der Mitgliedstaaten noch den Schein von Demokratie wahren können. So hat sich in den letzten 50 Jahren in Westeuropa wieder eine Art Kabinettssystem herausgebildet, das im Unterschied zu voraufklärerischen Zeiten zwar nicht mehr auf Erbrecht ruht, die Bürgerinnen und Bürger aber ebenso effizient von der Teilhabe an den wichtigen Entscheiden ausgrenzt. Was in nächster Zeit in der EU entschieden werden soll, wird - geht es nach den Regierungen - diese Trends noch verstärken. Eine mögliche Gegenstrategie könnte in der Einführung von direkter Demokratie in allen EU-Ländern und in einem dauerhaften Einsatz für die Rückgewinnung von Kompetenzen bestehen.
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