Die EU-Integration wird oft als Friedensprojekt hingestellt. Ihr wird der relative Frieden zwischen den Staaten
Westeuropas seit dem letzten Weltkrieg zugeschrieben. Ein Blick in die Geschichte klärt jedoch darüber auf,
dass Imperien - z.B. Römisches Reich, Sowiet-Union, USA - immer mit solchen Ansprüchen auftraten.
Misstrauen ist deshalb angesagt und es lohnt sich zu untersuchen, ob sie Ideologie bleiben oder der
Wirklichkeit gerecht werden.
Wirksame Ideologie besteht seit je her aus einem Gebräu, das an Eigennutz und an hehrere Gefühle appelliert.
Bei der EU-Integration wird die Angst gezüchtet, "Europa" werde seine Vormachtstellung in der Welt verlieren.
Um diese zu erhalten, ist Zusammenschluss nötig. Dieser handfeste Egoismus muss verbrämt werden, damit er
nicht allzu krass wirkt. Die schöne Idee von der "europäischen" Integration als Friedensprojekt kommt hier
gerade recht. Die verschiedenen gesellschaftlichen Aktoren können dabei die zwei Aspekte - je nach ihrer
Klientel - verschieden betonen. Während die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften die Friedensfunktion
betonen, können die rechten Kräfte offen die Ängste des weissen Mannes um seinen Vorrang schüren. Beides
nützt schliesslich dem Aufbau einer westeuropäischen Grossmacht.
Die Artikel, die wir zum Friedens-Thema einholten, sind unterschiedlicher Ausrichtung. Dem Artikel des
EU-Befürworters Peter Hug stehen abgestuft EU-kritische Artikel anderer Autoren gegenüber. Wir versuchten
nicht, sie durch Kommentare auf eine Linie zu zwingen. Die Leserin und der Leser ist eingeladen, sich ihre
oder seine Meinung im Widerstreit der Ansichten selber zu machen.
Paul Ruppen
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